Raphael zum Abschied vom aob

geschüttelt von Peter Bloch

 

Hier ist was los, dass so in Haufen Leute

Zur aob-Versammlung laufen heute.

Zum Lobe Raphaels in Scharen jetzt

Strömt alles, weil man ihn seit Jahren schätzt!

Denn unter seinem Stab die vielen spüren:

Der Mann, der kann famos beim Spielen führen.

Auf Raphael man alle Lampen richte,

Beim Abschiedsfest steht er im Rampenlichte!

 

Er hebt den Stock. Die Flöten tönen schon,

Bemüht um einen klaren, schönen Ton.

 

Zwei nette Geigerinnen streiten sich,

Wer rein und fehlerfrei die Saiten strich:

Die einen nämlich hört man täglich klönen,

Dass nur die andern eher kläglich tönen…

In allerhöchste Lagen steigen gerne

Ein paar ambitionierte Geigensterne.

Wir jedoch sollten diese Lagen meiden,

Sonst kriegt der arme Hörer Magenleiden.

 

Mit Eifer spielen die Violen Triller,

Doch Raphael klopft ab: Triolen will er!

Nach seinem Wunsche nun die Bratschen klingen,

Das wird das Publikum zum Klatschen bringen.

 

Mit Augenzwinkern er zum Cello wätteret:

Das tönt, wie wenn es uralts Velo tschätteret!

Zu mir schaut alle bei den Quinten her,

Sonst liegen einige da hinten quer!

Mein Schlag allein muss bei den Quarten zählen,

Sonst werdet grausam ihr mich Zarten quälen!

 

Und bei der nächsten Pause fleht er:

Hör bitte auf mit dieser Flause, Peter.

Gar niemand spiele in die Pause, nein;

So macht mir keiner als Banause Pein!

 

Beim Solo bitte nicht so spitz, Horn,

Ganz zart, nicht wie ein junger Hitzsporn!

Nur jene, welche Lärm in Moll entfachten,

Muss ich in dem Adagio voll entmachten.

Wenn jeder aber, was er soll, macht,

Wirkt diese Melodie in Moll sacht.

Spielt sanft und weich, denn nur wenn alle krächzen,

Lass ich euch unter meiner Kralle ächzen.

 

Und lächelnd ruft er die Oboen: He,

Passt mir gut auf bei jenem hohen B!

Bei Vierzehn hat das Englischhorn ein Fis,

Nicht wie zwei Takte weiter vorn ein His.

Und setz nicht wie ein Elefäntchen ein,

Ich hör es lieber wie ein Entchen fein.

 

Posaunen, lasst das Forte stolz hören,

Doch nachher sollt ihr nicht das Holz stören.

Und im Allegro dort steht nämlich Dur;

Denn phrygisch wirkt hier leider dämlich nur.

 

Zum Tutti nun: Die Stellen scheinen fade,

So ist es um den Ton, den feinen, schade!

Noch klang die Coda nur wie Kleistermasse;

Mit Herzblut macht ihr daraus Meisterklasse!

Erspart mir diesen müden Rest, oh Pein;

Stimmt nochmals kräftig in das Presto ein!

 

So hörte man es in der Prob’, und leis

Schuf Raphael der Muse Lob und Preis.

In Leben und Musik die Intervalle

Kennt er im Sommer und im Winter alle.

Vom Weizen trennt er sorgsam viele Spreu,

Dass jede, jeder sich am Spiele freu.

Der anfangs harte Ton der Streicher wich,

Und im Konzert erglänzt ein weicher Strich!

 

Wohlan, verschiebt auf übermorgen Sachen,

Die uns nur Mühe oder Sorgen machen.

So lasst uns Harfen, Zimbeln, Leiern fassen;

Der Raphael muss sich heut feiern lassen!

Seit dreizehn Jahren sorgt er voller Treue,

Dafür, dass die Musik uns toll erfreue.

Das dreizehn Jahre alte feste Band

Beweist, dass damals sich der Beste fand!

 

Wer so die Kunst erfolgreich stärken will,

Muss kämpfen, schwitzen, lange werken still.

Doch heut lässt Raphael die Noten ruh’n;

Schenkt ein, auf ihn wir trinken Roten nun!

Die Gläser lasst uns fröhlich heben, Leute,

Wir lassen Raphael hochleben heute –

Und Daniela auch: Wie keine sunst

Hält sie zu ihm und fördert seine Kunst!

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