Frühjahrskonzert 2004

Datum: 14. Februar 2004

Ort: Martinskirche, Basel

Solistin:

  • Kamilla Schatz, Violine

Leitung:

  • Raphael Immoos

Programm:

  • Nielsen: Ouverture «Maskarade»
  • Diethelm Caspar: Harlekinade für Violine und Streicher
  • Gade Niels W.: Sinfonie Nr. 2 E-dur, op. 10
  • Sibelius Jean: Violinkonzert d-moll, op. 47

Weitere Informationen:

Kamilla Schatz, Solistin Violine

Kamilla Schatz

Kamilla Schatz ist in den letzten Jahren an den Berliner Festwochen, dem Schleswig-Holstein Musikfestival, im Beethovenhaus Bonn, in der Tonhalle Zürich und beim NDR Hamburg aufgetreten. Ihre Ausbildung, die durch den Migros-Genossenschaftsbund und die Kiefer-Hablitzel-Stiftung unterstützt wurde, erhielt sie bei F. Zöldy und S. Zöldy in Basel, S. Goldberg am Curtis Institute in Philadelphia und L. Fenyves in Toronto. Mehrere nationale erste Preise sowie internationale Auszeichnungen an Violinwettbewerben in Kanada und Italien begleiteten ihre Studienzeit. Kamilla Schatz ist Mitbegründerin und künstlerische Leiterin des seit 2003 jährlich stattfindenden Kulturfestivals «Resonanzen» in St. Moritz. Kommende Saison wird sie ihr Debüt mit den Berliner Symphonikern im Grossen Saal der Berliner Philharmonie geben.

Kamilla Schatz unterrichtet an der Musikakademie Basel, sowie seit 2003 eine Ausbildungs- und Konzertklasse am Consérvatoire de Neuchâtel.

Nielsen, Carl August

(09.06.1865 Nørre Lyndelse b. Odense – 03.10.1931 Kopenhagen)

1879 als Vierzehnjähriger wurde Nielsen Trompeten-Eleve der Regimentsmusik in Odense, nahm Geigen- und Klavierunterricht und studierte Musiktheorie.
1884-1886 studierte er am Königlich Dänischen Musikkonservatorium in Kopenhagen Geige, Musiktheorie, Harmonie und Kontrapunkt. Während dieses Studiums kam er auch in Kontakt mit N.W. Gade, der zu dieser Zeit der Direktor des Konservatoriums war.
1886-1889 arbeitete Nielsen als freischaffender Geiger, Lehrer und Dirigent.
1889-1905 spielte er bei den zweiten Geigen der Königlichen Kapelle.
1890 erhielt Nielsen das Ancker Stipendium und begann eine neun-monatige Studienreise durch Europa.
1891 am 1. Mai heiratete er in Florenz Anne Marie Brodersen, eine dänische Bildhauerin.
1890er sein Ruf wuchs in dieser Zeit und es entstanden mehrere Auftragswerke im Bereich des Theaters und einige Kantaten.
1906/07 komponierte Nielsen die komische Oper «Maskerade», die seinem Ruf starken Auftrieb gab.
1908-1914 war er zweiter Kapellmeister des Königlichen Theaters.
1915-1927 war Nielsen Dirigent bei der Musikforeningen in Kopenhagen.
1916 wurde er Vorstandsmitglied des Königlich Dänischen Musikkonservatoriums und lehrte an derselben Institution Theorie und Komposition.
1922 ab diesem Jahr machte Nielsen immer wieder seine Gesundheit zu schaffen, was ihn auch dazu zwang, etwas kürzer zu treten.
1931 knapp ein Jahr vor seinem Tod wurde er Direktor des Königlich Dänischen Musikkonservatoriums.

In seiner Melodik zeigt Nielsen einen tiefen Respekt vor den Grundintervallen, den ihm das Studium der Werke Palestrinas eingeflösst hatte. In seinem Schaffen sind die Symphonien bezeichnend für seine Entwicklung – von der programmatischen 1. Symphonie, über die auf einer Idee basierenden 2. Symphonie, weiter zur 3. und 4. Symphonie, die sein wachsendes Interesse an rhythmischen Phänomenen widerspiegeln, hin zur 6. und letzten Symphonie, die fast kammermusikalische Züge trägt und mit den spezifischen Eigenheiten der einzelnen Instrumente sehr bewusst umgeht.
Neuschöpferisch war Nielsen innerhalb der skandinavischen Musik mit seinen Klavierkompositionen, seinen Gesängen und nicht zuletzt mit seinen schlichten nationalen Weisen, die ihm die Liebe aller Dänen eintrug.

Quellen:
– Die Musik in Geschichte und Gegenwart : allgemeine Enzyklopädie der Musik. – Kassel [et al.] : Bärenreiter. – Personenteil, Bd. 9: del Mel-Ons
– Grove Music Online (http://www.grovemusic.com/shared/views/home.html)

Caspar Diethelm (31. 3. 1926 – 1. 1. 1997) Caspar Diethelm

Musikstudium am Konservatorium und an der Kirchenmusikschule Luzern u.a. bei Dr. G. Güldenstein, J. B. Hilber und Albert Jenny. Theorielehrerdiplom. Weiterbildung bei Paul Hindemith, Arthur Honegger und bei Ferienkursen in Darmstadt. Dirigentenausbildung bei E. H. Beer und Alexander Krannhals.

Caspar Diethelm wirkte von 1963 – 1993 als Lehrer für Musikgeschichte, theoretische Fächer und Kammermusik am Konservatorium Luzern (heute Musikhochschule Fakultät I). Zugleich betätigte er sich als Dirigent eigener Werke im In- und Ausland. Seine rege Vortragstätigkeit fand in weiten Kreisen Beachtung, ebenso wie die von ihm verfassten Essays. Für sein Wirken erhielt er 1969 den Kunstpreis Obwalden und 1985 den Kunstpreis der Stadt Luzern.

Er setzte sich intensiv mit den neuen und neuesten Tendenzen der Musik auseinander, entwickelte aber seinen eigenen, aussagekräftigen Stil, der auch Elemente der schweizerischen Volksmusik und der aussereuropäischen Musik einbezieht.

Das Werkverzeichnis umfasst 343 Werke verschiedenster Besetzungen:

  • über 100 Werke für grosses Orchester, Kammerorchester und Streichorchester, darunter 8 Symphonien und Solokonzerte für nahezu jedes Instrument, 1 Ballett
  • zahlreiche Werke für Chor a cappella, darunter viele Messen und Motetten
  • Kammermusikwerke vom Solostück bis zum Nonett, z.B. 6 Streichquartette, Solosonaten für alle Instrumente, 22 Klaviersonaten, sowie zahlreiche Werke mit teilweise sehr ungewöhnlichen Besetzungen.
  • an die 40 Werke für Chor mit Orchester, Instrumentalensemble oder Orgel, darunter 3 grosse Oratorien sowie zahlreiche Kantaten
  • über 20 Werke für Blasorchester und Brass Band

Nebst Werken, die höchste Ansprüche an Interpreten und Hörer stellen, hat Diethelm auch zahlreiche Werke für Laien komponiert, z.B. die Reihe der «Concerti Diletti» für Laienstreichorchester, Chor- und Liedsätze, sowie Messen für Laienchöre, Kammermusik und Klavierstücke für den Unterricht.

Zu erwähnen sind auch zahlreiche Bearbeitungen beziehungsweise Rekonstruktionen, wie das Flötenkonzert von Joseph F.X. Stalder, die Sinfonia Concertante op. 1 von Constantin Reindl, Quintettsätze für Klarinette und Streichquartett, sowie Streichquintettsätze von Mozart.

«Harlekinade» für Solovioline und Streicher

…wurde für Detlef Hahn komponiert, der es am 2. Februar 1981 in der Guild Hall, London, uraufführte und seither oft und erfolgreich zur Aufführung gebracht hat. Detlef Hahn war ein Schüler des Komponisten am Konservatorium Luzern. Viele Werke Diethelms entstanden durch die Begegnung und Anregung seiner Schüler.

Gade, Niels Wilhelm (22.02.1817 Kopenhagen – 21.12.1890 Kopenhagen)

1831 begann Gade seine Ausbildung zum Komponisten und Musiker (Violine). Er wurde Schüler bei Frederik Wexschall und studierte Musiktheorie und Komposition bei dem Organisten und Komponisten Andreas Peter Berggreen, dessen Ideen zur Übernahme des Volksliedes in die Kunstmusik Gade stark beeinflussten.
1834-1843 spielte Gade in der Königlichen Kapelle.
1843 ging er nach Leipzig und wirkte dort bis 1848 als Dirigent, Pädagoge und Komponist: die drei zentralen Tätigkeitsfelder seiner weiteren Karriere. In dieser Zeit knüpfte Gade Freundschaft mit Mendelssohn, dem Ehepaar Schumann, Joseph Joachim, Franz Hiller und Johannes Verhulst.
1844 Im Januar dirigierte er in Leipzig die Uraufführung seiner 2. Symphonie, die er aus Dankbarkeit dem Gewandhausorchester widmete.
1848 kehrte er nach Kopenhagen zurück, wo er von 1850 bis zu seinem Tod die Konzerte des Kopenhagener Musikvereins leitete.
1851 wurde er zum Organisten der Garnisonskirche ernannt und im Jahre 1858 der Holmens Kirche.
1852 heiratete Gade Emma Sophie Hartmann, Tochter des Komponisten J.P.E. Hartmann, die 1855 starb, kurz nachdem sie Zwillinge geboren hatte, von denen nur der Junge Felix überlebte.
1854 heiratete Gade Mathilde Stæger, mit der er zwei Kinder hatte, Dagmar und Axel.
1866 gründete Gade, gemeinsam mit Johan Peter Emilius Hartmann und Holger Simon Paulli das Kopenhagener Musikkonservatorium, an dem er für den Rest seines Lebens als Direktor und Dozent für Komposition, Instrumentation und Musikgeschichte wirkte.

Gade hinterlässt ein umfassendes und vielfältiges Werk. Charakteristisch für seine Musik ist eine nie versagende handwerkliche Meisterschaft – vor allem in der Instrumentation und der klassischen Formgebung. Stilistisch entwickelte er sich von national-romantisch orientierten Werken mit reicher melodischer Erfindung (unter anderem die 2. Symphonie in E-Dur), hin zu einem Stil, der als akademisch und als stark von der Leipziger Zeit geprägt beschrieben worden ist und eher auf einer Linie mit Mendelssohn und Schumann liegt.

Quelle: Die Musik in Geschichte und Gegenwart : allgemeine Enzyklopädie der Musik. – 2., neubearbeitete Ausgabe. – Kassel [et al.] : Bärenreiter. – Personenteil, Bd. 7: Fra-Gre.

Sibelius, Jean (08.12.1865 Hämeenlinna – 20.09.1957 Järvenpää)

1874 vom 9. Lebensjahr an erhielt Sibelius methodischen Klavierunterricht.
1880 mit 15 Jahren begann er mit dem Violin-Unterricht.
1885 schrieb sich Sibelius als Student der Rechte an der Universität von Helsinki ein, studierte aber gleichzeitig auch am Musikinstitut und wandte sich nach dem ersten Studienjahr ausschliesslich der Musik zu.
1889 studierte er für ein Jahr Komposition in Berlin, allerdings beeindruckte ihn das Musikleben der Weltstadt mehr, als der Unterricht.
1890 reiste er nach Wien. Mit seiner Rückkehr ein Jahr später waren seine Lehrjahre abgeschlossen.
1892 im Juni heiratet Sibelius Aino Järnfeldt. Im gleichen Jahr wurde er Lehrer für Musiktheorie an der Orchesterschule des Philharmonischen Orchesters und am Musikinstitut in Helsinki und spielte die 2. Geige in dessen Streichquartett.
1904 liess er sich in der Gemeinde Järvenpää (37 km nördl. von Helsinki) nieder und wirkte dort bis zu seinem Tod. Im gleichen Jahr entstanden die 3. Sinfonie und die endgültige Fassung des Violinkonzertes.
1903-1924 in diesen Jahren dirigierte Sibelius immer wieder im Ausland, vernachlässigte aber seine Kompositionsarbeit während dieser Auslandaufenthalte nie; im Gegenteil, die Partituren seiner im Entstehen begriffenen Werke begleiteten ihn auf seinen Reisen. Nach seinem letzten Konzert in Kopenhagen betrat er das Podium nicht mehr. Sein letztes Konzert in der Heimat hatte er schon im Februar 1923 dirigiert.
1929 wurden seine letzten Werke publiziert – seither hatte Sibelius nichts mehr veröffentlicht.

Die ersten Werke Sibelius sind unter dem Eindruck finnland-schwedischer und skandinavischer Literatur entstanden. Erst seine Beschäftigung mit der mythischen Welt des finnischen Nationalepos Kalewala hat ihn angeregt, in seinen Kompositionen den Mythos und die Natur seines Landes sprechen zu lassen. Er hat aber in seiner Kunst niemals Motive aus der Volksmusik verwendet. Während seiner ersten «romantischen» Periode gab sich Sibelius einer schwelgerischen Klang- und Farbenfülle hin, die in der folgenden «klassizistisch» betonten Phase zurücktritt. In dieser zweiten Periode seines Schaffens entwickelt sich sein Stil zu immer reinerer Einfachheit und Sparsamkeit der Ausdruckmittel, zu strengerer Begrenzung der orchestralen Kräfte und zur Konzentration der Form. Die 3. Sinfonie und das Violinkonzert bezeichnen mit ihrem klaren Formenbau sehr deutlich eine Wende zu reiferer Selbstbeherrschung hin. Mit der 5. Sinfonie beginnt die dritte, «synthetische» Stufe in Sibelius› künstlerischer Entwicklung. Das Streben nach Konzentration erreicht schliesslich in der einsätzigen 7. Sinfonie ihren Höhepunkt, die sich durch ihr klassisches Gleichgewicht der Form und der strengen Beherrschung der emotionalen Elemente auszeichnet.

Über den Grund seines musikalischen Schweigens während der letzten Jahrzehnte ist nach seinem Tod viel spekuliert worden. Die extreme Sensibilität seiner Natur, eine stets wachsende Selbstkritik, haben in Verbindung mit einem im Alter zunehmend heftigen Zittern der Hände zum Nachlassen seines Schaffens geführt. Eine jugendliche, geistige Vitalität hat er sich aber bis an das letzte Ende seines langen Lebens bewahrt.

Quelle: Die Musik in Geschichte und Gegenwart : allgemeine Enzyklopädie der Musik. – Kassel [et al.] : Bärenreiter. – Personenteil, Bd. 12: Scho-Sym

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